Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
«-Kl f.«, *Vt
107019 J9da 90
Guellensatze
zur
Geschichte unteres Volkes
von der Reformation bis zur Gegenwart.
Don
Dr. Luöwig Avnöt, §6erse£rer.
Erste Abteilung.
Schicksale unseres Volkes. Zusammenfallende Darltellung der Ifaatlichen Zultände unleres Volkes.
gof ß ert.
Oerlag von Otto Schulze.
1904.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch]]
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Nerthus, die Mutter Erde, welche sie alle ernährte, und glaubten, daß sie sich der
menschlichen Angelegenheiten annehme und unter den Völkern ihren Umzug halte.
Auf einer Insel des Meeres stand ein heiliger Hain und in ihm ein mit Decken
verhüllter Wagen, den allein der Priester berühren durfte. Doch wenn dieser
verkündigte, die Göttin sei herabgestiegen auf ihren Wagen, bespannte er ihn mit
geweihten Kühen und geleitete ihn mit tiefster Ehrfurcht. Dann gab es frohe
Tage, und festlich geschmückt waren alle Orte, welche die Göttin ihrer Einkehr
würdigte. Dann zogen die Bewohner in keinen Krieg, ergriffen keine Waffen;
verschlossen war alles Eisen, und man kannte nur Ruhe und Frieden. War aber
die Göttin des Umgangs mit den sterblichen Menschen müde, so führte sie der
Priester in den heiligen Hain zurück. Alsbald wurde der Wagen, die Decken, ja,
wenn man es glauben darf, die Gottheit selbst in einem geheimnißvollen See ge-
badet ; Sklaven verrichteten den Dienst, welche darauf der See verschlang. Auf
Helgoland, der Felseninsel in der Nordsee, lag dagegen das Volksheiligthum der
Sachsen und Friesen. Um den Tempel ihres Gottes weideten heilige Thiere, die
niemand auch nur berühren durfte, und eine Quelle sprudelte hervor, aus der
man nur schweigend schöpfte. Jeder, der die Heiligkeit des Ortes gering achtete
oder irgend etwas daselbst berührte oder verletzte, ward mit einem grausamen
Tode bestraft.
Das Meer war die Heimat unserer heidnischen Vorfahren; schon früh erschei-
nen sie als kundige Seefahrer, und ihr Name war den Küstenbewohnern ein
Schrecken; denn mehrere Jahrhunderte lang plünderten und verheerten sie unter
ihren Seekönigen alle Küsten der westlich gelegenen Länder. Nach Westen über
die See ging auch der Weg ihrer Wanderung, als sich die Gelegenheit ihnen -
darbot. —
In der Mitte des fünften Jahrhunderts nach Christi Geburt waren fast alle
deutschen Stämme in wilder Bewegung; nach einander überschwemmten sie die
Grenzländer des machtlosen römischen Reiches. Nur einen Mann gab es, der
das gesunkene Reich wieder aufrichten konnte, den Vormund des schwachen
Kaisers, Aetius war sein Name. Um Italien vor den wandernden Gothen unter
* ihrem Könige Alarich zu schützen, hatte er auch Britannien von Truppen entblößt.
Von dem Schutz der römischen Legionen verlassen, waren die Bewohner der Insel,
die längst die Führung der Waffen verlernt hatten, eine leichte Beute jedes Fein-
des. Von ihren Nachbarn, den räuberischen Picten und Skoten, wurden sie von
Westen und Norden her bedrängt, und im Osten lag alles Land den Sachsen offen.
Hülflos und verlassen, wandten sie sich (im Jahre 446) an Aetius um Beistand.
„Die Barbaren," meldeten sie ihm, „treiben uns zum Meere, das Meer zurück
zu den Barbaren; wir werden erwürgt oder müssen ertrinken." Von Aetius zu-
rückgewiesen, wandten sie sich um Hülfe an ihre bisherigen Feinde und boten
den sächsischen Häuptlingen, die ihre Küsten plünderten, Land und Sold. Von
nun an trug das Meer viele Jahre lang Scharen auf Scharen von Sachsen nach
dem ihnen wohlbekannten Gestade der großen Insel hinüber. Jahrhunderte
später besangen noch die Nachkommen derselben in) herrlichen Liedern den Zug
und den langen blutigen Kampf ihrer Väter: wie die Urenkel ihres Gottes Wodan,
Hengist und Horsa (Roß), auf den Ruf des britischen Königs Vortigern zuerst auf
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Extrahierte Personennamen: Vortigern
Extrahierte Ortsnamen: Helgoland Nordsee Sachsen Christi Italien Sachsen Sachsen
467
Habe zum Grafen Adolf, um das Land, welches er ihnen versprochen hätte,
in Besitz zu nehmen. Zuerst erhielten die Holsten Wohnsitze an den sichersten
Oertern von der Trave bis an den Ploenersee. Die Westfalen bezogen die
Gegend um Segeberg, Holländer besetzten Eutin und die Friesen bekamen
Süsel. Kaum aber batte Adolf das Land so eingerichtet und bevölkert, da
brachen die Abodrietcn noch einmal aus Mecklenburg hervor und streiften selbst
bis nach Bornhovd und schleppten Weiber und Kinder in die Sklaverei.
Aber die befestigten Ortschaften leisteten tapferen Widerstand; berühmt ist vor
allen der Kampf bei Süsel, wo der Geistliche Gcrlav an der Spitze seiner
friesischen Gemeinde in heftigem Streite die Feinde zurückschlug. — Erst
allmählich gelang es Adolf, Ruhe und Sicherheit wiederherzustellen und dem
Christenthum eine sichere Stätte in Holstein und Wagrien zu bereiten. In
den unablässigen Kriegen war der Sinn des Volkes rauh und wild geworden.
Wer nicht rauben wollte, galt für träge und feige. Wie wilde Waldesel,
bedurften sie der Zähmung, aber Adolf zwang sie mit starker Hand, daß sie
die Wege des Friedens wandelten.
Jetzt war es Zeit, eine kirchliche Ordnung im Lande durchzuführen.
Das Bisthum Oldenburg ward wieder hergestellt, und Vicelin, der sich lange
Zeit vor den feindlichen Wenden in sein befestigtes Kloster hatte zurückziehen
müssen, ward jetzt von dem Erzbischof von Bremen zum Bischof von Olden-
burg geweiht. Aber in Oldenburg, das noch von Heiden bewohnt ward,
fand er keine günstige Aufnahme, deshalb begab er sich nach Bosau, einem
Dorfe am Ploenersee, welches ihm zu seinem Unterhalt geschenkt war. Von
hier aus zog er, wie einst Ansgar, predigend und taufend im Lande umher
-und erbaute daselbst die erste Kirche in Wagrien. Ein großes steinernes
Fußgestcll, das zum Taufstein Vicelin's gehörte, wird noch jetzt auf dem
Bosauer Kirchhof gezeigt. —
Doch war es ihm nicht beschieden, die ganze Vollendung seines Werkes
zu schauen. Mehr als dreißig Jahre hatte er unter den ungünstigsten Ver-
hältnissen für die Ausbreitung des Christenthums in Wagrien gearbeitet,
als seine zerrüttete Gesundheit ihn nach Neumünster zurückzukehren zwang.
Hier starb er nach langem Siechthum im Jahre 1154.
6. Knud Laward.
Um das Jahr 1100 herrschte in Dänemark der König Niels. Knud, der älteste
Sohn des verstorbenen Königs, hatte wegen seiner Jugend seinem Oheim die Herr-
schaft überlassen müssen. Als er herangewachsen war, verließ er sein väterliches
Reich, zog in die Fremde und verlebte mehrere Jahre am Hofe des Herzogs Lothar
von Sachsen. In den Waffen geübt und mit vielen Kenntnissen ausgerüstet, kehrte
er dann heim, um die Grenzen Dänemarks gegen die Einfälle der räuberischen
Wenden zu schützen. Als Herzog und Statthalter des Königs hielt er Hof in der
Stadt Schleswig und erbaute zum Schutze des Hafens und des Handels auf der
Möveninsel in der Schlei eine feste Burg, die Jürgensburg genannt. Unermüdlich
war er thätig , die Ordnung in seinem Lande herzustellen und die Straßen zwischen
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
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Extrahierte Personennamen: Adolf Adolf Adolf Adolf Adolf Ansgar Kirchhof Knud_Laward Knud Lothar
von_Sachsen
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gegen sie auf, eroberte die Hauptstadt Brannibor und gründete hier
zur Bewachung der Mark oder Grenze die Markgrafjchaft Branden-
burg, indem er sächsische Bauern unter die Besiegten verpflanzte und
deutsche Bildung unter ihnen verbreitete. Ebenso züchtigte er die räube-
rischen Dänen. Er eroberte das Land zwischen Eider und Schlei und
gründete auch hier eine Markgrafschaft mit der festen Burg Schleswig.
Als darauf der Waffenstillstand mit den Ungarn abgelaufen, erschienen
ihre Gesandten vor dem Kaiser, den alten Tribut zu fordern. Heinrich
ließ ihnen einen verstümmelten und räudigen Hund vorwerfen und ver-
kündigte ihnen Krieg auf Leben und Tod. Da brachen die Ungarn unge-
säumt in ungeheuren Massen in das Reich. Sie theilten sich in zwei
große Haufen, von denen der kleinere, 50,000 Mann stark, bei Sonders-
bausen auf den tapfern Heerbann der Sachsen und Thüringer stieß und
auf's Haupt geschlagen wurde. Das andere noch größere Heer stand an
der Saale unweit Merseburg dem Kaiser selbst gegenüber. Heinrich
hatte sich auf einem Berge verschanzt. Sobald die Ungarn die Niederlage
ihrer Brüder bei Sondershauscn erfuhren, zündeten sie längs dem Flusse
bohe Feuer an, die zerstreuten Plünderer zu sammeln, und am Morgen
begann die große Schlacht. Heinrich hielt eine begeisternde Rede an sein
Volk, und alle schwuren mit ihm, den Feind der Christenheit zu verderben
oder unterzugehn. Das Bild des heiligen Michael, des kriegerischen Engels,
ward als das große Banner des Reichs vorausgetragen. Ein furchtbares
Morden begann, die Ungarn schrieen alle: „Hui, Hui !" — die Deutschen
„Kyrie eleison!" Lange schwankte die Schlacht, aber endlich siegte die neue
Kriegskunst und die heilige Wuth der Deutschen. 30,000 Ungarn blieben
todt auf dem Platze, der Rest entfloh. Zahllose christliche Sklaven wurden
befreit. Sobald der Sieg entschieden war, kniete der fromme Heinrich
mit dem ganzen Heere auf dem Schlachtfelde nieder und dankte betend dem
himmlischen Schutzherrn. Die Ungarn scheinen alle niedergesäbelt worden
zu sein, wo man sie ereilte. Ganz Deutschland aber jubelte, und die
Ritterschaft veranstaltete unter dem Vorsitz des Kaisers ein glänzendes
Turnier zu Göttingen.
Drei Jahre nach der Schlacht starb der treffliche Heinrich (936),
verehrt von der ganzen Christenheit. Er liegt in Quedlinburg, seiner
Lieblingsstadt, begraben.
6. Otto der Große.
Heinrichs des Städtegründers Sohn und Nachfolger war der glänzende
und prachtliebende Otto der Große. Er war zwar nur von den '
Franken und Sachsen, die damals den eigentlichen Kern des deutschen
Reiches bildeten, gewählt worden, aber bei seiner feierlichen Krönung zu
Aachen huldigten ihm die Großen aus allen deutschen Landen, und bei dem
festlichen Krönungsmahle in'der Pfalz Karl's des Großen versahen die vier
übrigen Herzöge (die von Franken, Schwaben, Baiern und Lothringen)
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem]]
TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Michael Heinrich Heinrich Heinrich_( Heinrich Otto Heinrichs Heinrichs Otto
212
Seine wandernde Hofhaltung in der ungarischen Ebene war die größte,
bunteste und reichste jener Zeit. Häuptlinge und Königskindcr deutscher
und slavischer Stämme bildeten neben den Fürsten der Hunnen und stamm-
verwandten Völker seinen Hofstaat. Unter der Leibwache, die im Ringe
um den schön geschnitzten Zaun seines Hofes lag, dienten Männer aus
fast allen Völkern zwischen Persien und den Pyrenäen; edle Gothenfürsten
neigten ehrfurchtsvoll ihr Haupt vor seinem Befehl; Königskinder aus
Thüringen und fränkischen Landen wurden als Geiseln an seinem Hofe er-
zogen neben Sprößlingen der Wanderstämme an der Wolga und der tar-
tarischen Ebene; unterworfene Völker der Ostsee führten ihm Zobel - und
Otternfelle aus dem Eise des Nordens zu; Gesandte aus Rom und Con-
stantinopel harrten furchtsam am Hofthor, um seine zornigen Befehle ent-
gegenzunehmen oder ihm demüthig kostbare Geschenke zu Füßen zu legen.
Nachdem er zuerst sich gegen Osten gewandt und Griechenland ver-
wüstet hatte, aber durch ein unermeßliches Lösegeld zum Abzüge bewogen
war, zog er im Jahre 451 durch Deutschland nach Gallien (dem heutigen
Frankreich), in dessen südlichem Theile inzwischen die Westgothen nach ge-
waltigen Wanderungen ein geordnetes Reich gegründet hatten. Deutsch- .
land ward auf diesem Durchzuge der Hunnen furchtbar verwüstet, wie ein
Heuschreckenschwarm verheerten sie alles Land. Am Rheine warfen sich
10,000 Burgunder dem Wcltstürmer Attila entgegen, aber vergeblich: in
heldenmüthigcm Kampfe gingen sie ruhmvoll unter. Nun aber vereinigten
sich die Westgothcn und die Römer, um durch gemeinsame Anstrengung die
Bildung des Abendlandes und das Christenthum zu schützen. Der römische
Feldherr A6t ius und der Gothenkönig Th eo d ori ch brachten ein ge-
waltiges Heer zusammen und trafen in den weiten Ebenen von Chalons
an der Marne, wohin Attila sich gezogen hatte, um für seine zahllose
Reiterei Raum zu gewinnen, mit dem Feinde zusammen. Dort sammelten
sich die Völker des Morgenlandes und die Völker des Abendlandes und
standen sich gegenüber in heißer Erwartung des Kampfes, der das Schicksal
Europa's entscheiden sollte. Attila hatte die Nebermacht der Masse, der
Einheit und der Fcldherrngabe; aber auf der Seite der Abendländer stritt
die Begeisterung für alles Große der alten Welt, für das Christenthum,
für die Freiheit und den eigenen Herd, Deutsche aber fochten auf beiden
Seiten, ja der Kern aller deutschen Völker stand hier feindlich gespalten sich
gegenüber, und welches Heer den Sieg gewann, die Deutschen wurden
immer geschlagen. Das mörderische Schlachten begann; mit der höchsten
Erbitterung kämpften beide Heere. Der tapfere Theodorich kam ums
Leben, aber sein Sohn Thorismund nahm blutige Rache. Die West-
gothen entschieden die Schlacht. Nachdem schon gegen 200,000 Menschen
gefallen waren, wich Attila zurück, und das Abendland war gerettet. Attila
hatte schon einen großen Scheiterhaufen von Pferdcsätteln errichten lassen,
um sich darauf zu verbrennen, wenn er verfolgt worden und unterlegen
wäre. Aber er entkam. Thorismund ward auf den noch blutigen Schild
erhoben, und unter dem Jauchzen der Sieger zum Könige der Westgothen
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Zobel Attila Attila Attila Attila Attila
Extrahierte Ortsnamen: Persien Rom Griechenland Deutschland Gallien Frankreich Rheine
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Deutschland ausgestreute Same nur spärlich ausgegangen. Erst dem
glühenden Eifer und der aufopfernden Liebe des angelsächsischen Mönches
Winfried oder Bonifacius gelang das segensreiche Werk, den größten
Theil Deutschlands für das Christenthum zu gewinnen.
Winfried stammte aus einer vornehmen angelsächsischen Familie
Englands. Früh zeichnete er sich durch geistige Anlagen und große Lern-
begierde, aber auch durch wahre Frömmigkeit vor andern Knaben aus.
Nachdem ihm sein Vater aufsein flehentliches Bitten gestattet hatte, sich dem
geistlichen Stande zu widmen, verlebte er mehrere Jahre in einem Kloster
und erhielt endlich die Priesterweihe. Sogleich ging er nach Deutschland
(716), um hier das Evangelium zu verkündigen. Wohl wußte er, einen
wie qualvollen Märtyrertod mehrere seiner Vorgänger erlitten hatten, aber .
in seinem heiligen Eifer kannte er keine Menschenfurcht. Zuerst begab er
sich an die Küsten der Nordsee, um seinen Landsmann Willibrord in
der Bekehrung der Friesen zu unterstützen; aber er überzeugte sich bald,
daß die Zähigkeit, womit dieser Stamm noch am alten Glauben festhielt,
ein mächtiges Hinderniß für seine Thätigkeit sei, und so ging rr, nachdem
ein Besuch seiner Heimat und des Pabstes in Rom ihn in seinen Vorsätzen
nur bestärkt hatte, als Glaubensbote nach Thüringen.
Kaum aber hatte er hier zu wirken begonnen, als ihn die Nachricht
von der Unterwerfung Frieslands durch Karl Martell wieder an die Nord-
see rief. Hier verkündigte er drei Jahre lang das Evangelium, und zwar
mit solchem Erfolge, daß Willibrord ihm die Bischofswürde ertheilen wollte;
er lehnte aber, weil er noch nicht das fünfzigste Jahr erreicht habe, diese
Auszeichnung ab. Dann predigte er wieder den Hessen die Lehre vom
Kreuze und gründete in ihrem Lande das erste deutsche Kloster. Da er
aber schon frühzeitig das hohe Ziel vor Augen hatte, daß alle Völker auf
Erden in brüderlicher Liebe sich vereinigen und unter einem Hirten, dem
Pabste als Stellvertreter Gottes, stehen müßten, so war er eifrig bemüht,
das Ansehen des römischen Bischofs als Oberhauptes der Christenheit zu
beben, und reiste abermals nach Rom, wo ihm die Bischofswürde und
der Name B onisa c ius (d. h. Wohlthäter) ertheilt ward. Von dieser
Zeit an trat er auch mit dem Verwalter des fränkischen Reiches, Karl
Martell, und seinem Sohne, dem nachmaligen König Pipin dem Kleinen,
in enge Verbindung, und diese unterstützten aus weltlichen Gründen
seine Bekehrungsversuche.
So predigte er denn von neuem den Heiden und vorzugsweise den Hessen
mit der ihm eigenen leidenschaftlichen Kraft, llm durch eine in die Augen
fallende That die Menschen von der Ohnmacht der heidnischen Götter zu über-
zeugen, fällte er selbst eine uralte dem Wodan heilige Eiche, die in der Nähe
des heutigen Geismar stand. Die Umstehenden erwarteten mit Entsetzen,
daß sofort ein Blitzstrahl den Frevler treffen werde. Als das aber nicht
geschah, erkannten sic die Machtlosigkeit ihrer Götzen, und viele ließen sich
taufen. Aus dem Holz der Eiche erbaute Bonifacius eine dem heil. Petrus
geweihte Kapelle (das nachmalige Kloster Fulda).
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Winfried Winfried Winfried Winfried Willibrord Willibrord Karl_Martell Karl Willibrord Karl
Martell Karl
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschlands Englands Deutschland Nordsee Rom Hessen Gottes Rom Hessen Bonifacius Fulda
461
drei Schiffen die Seefahrt begonnen hätten, wie vor ihren Streitäxten und langen
Schwertern die Picten und Skoten überall gewichen seien, und die Schilderung
von der Fruchtbarkeit der Insel und der Schlaffheit der Einwohner immer neue
Scharen ihrer Landsleute herübergezogen habe. Mit ihnen kamen, so heißt es
weiter, auch die Söhne der Helden und die wegen ihrer Schönheit hochgepriesene
Tochter des Hengist, Rowena: als sie einst bei einem Gelage dem Könige Vor-
tigern einen goldenen Becher mit Wein unter deutschem Gruße darbrachte, ward
er so von ihrer Anmuth ergriffen, daß er sie zu seiner Gemahlin nahm und ihrem
Vater das Land Kent zum bleibenden Wohnsitz schenkte. Aber die Briten sahen
mit Unwillen, wie Vortigern die Fremdlinge begünstigte, stießen ihn vom Thron
und wählten seinen Sohn zum Könige, der den Sachsen feindlich gesinnt war
und ihnen kein Land mehr einräumen wollte. Da schlug sich Hengist auf die Seite
der Picten und Skoten; doch die Briten widerstanden den vereinigten Heeren
ihrer Feinde mit aller Macht; Horsa fiel in der Schlacht, und Hengist, der nie
geflohen, mußte sich nach mehreren Niederlagen zurückziehen. Als aber der junge
König der Briten getödtet war und sein Vater, Vortigern, den Thron wieder be-
stiegen hatte, kehrte Hengist mit seinen Mannen zurück. Zur Besiegelung des
Friedens ward nun ein großes Fest zwischen den Sachsen und Briten veranstaltet.
Aber die Sachsen erschienen mit langen Messern (Säxen genannt) unter ihren
Gewändern und stürzten auf den Ruf ihres Führers: Ergreift eure Säxen! auf
die Briten ein, erschlugen 300 Edle und machten den König zu ihrem Gefangenen.
Da griffen alle Briten zu den Waffen und führten vier große Heereshaufen gegen
Hengist und seinen Sohn heran. Die Sachsen aber spalteten mit ihren Streit-
äxten und Schwertern furchtbar die Leiber ihrer Feinde und gaben nicht eher den
Kampf auf, als bis 4000 Briten erschlagen waren. Diese flohen voll Schrecken
nach London und wagten die Sachsen nie wieder anzugreifen. Hengist abernannte
sich jetzt König von Kent.
Dem Beispiele der siegreichen Sachsen folgten jetzt auch die Jüten und Angeln
und erschienen überall an den Küsten mit ihren Schiffen. Die Briten empfingen
sie mit lautem Kriegsgeschrei, und unzählige eilten aus den benachbarten Ort- '
schäften herbei, die Landung zu hindern; sie kämpften bis zum Anbruch der Nacht,
aber immer vergebens gegen die starken Leiber der Fremden. Muthlos zogen sie
sich endlich zurück in die unwegsamen Gebirge von Wales oder verließen ihre
Heimat und wanderten aus nach Frankreich. Die Angelsachsen nahmen jetzt
das ganze Land in Besitz und gründeten im südlichen Theile der Insel sieben
Königreiche.
Doch wie einst in ihrer alten Heimat am Hofe ihrer Könige von den Sängern
die Thaten der Helden in schöner Rede besungen wurden, so bewahrten auch jetzt
in fremdem Lande die Angelsachsen in Liedern und Sagen das Andenken an ihre
früheren Wohnsitze. In unserem Lande aber entschwand bald jede Erinnerung
an das Alterthum unseres Volkes, als die Auswanderung im sechsten Jahrhundert
zu Ende war, da der nördliche Theil der Halbinsel fremden, dänischen Volksstäm-
men zufiel und die Reste der alten anglischenbevölkerung die Sprache der Sieger
annahmen, im Süden aber des Landes schönste Hälfte, die Ostküste Holsteins,
von den Wenden in Besitz genommen ward.
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
Extrahierte Personennamen: Rowena Vortigern Vortigern Kent
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Sachsen Sachsen Sachsen London Sachsen Sachsen Wales Frankreich
462
4. Ansgar, der Apostel des Nordens.
Karl der Große hatte nach vielen Kriegen die südlich von der Elbe
(dem großen Wasser) wohnenden Sachsen unterworsen und von den über-
elbischen Nordleuten viele Tausende in das Innere seines Reiches abführen
lassen. Zum Schutze des Landes gegen die Einfälle der Dänen und zur
Sicherung seiner Herrschaft befahl er Burgen zu bauen und Wälle auszu-
werfen. Da flohen viele aus dem Lande über die Eider und fanden Auf-
nahme und Schutz bei dem Dänenkönig Gottfried, der in Schleswig herrschte.
Dieser vermaß sich nicht nur ganz Sachsen und Friesland seiner Macht zu
unterwerfen, sondern auch den alten Kaiser selbst in seiner Hofburg zu
Aachen aufzusuchen und seinem Reiche ein Ende zu machen. Da zog Karl
noch einmal in's Feld; aber ehe es zum Kampfe kam, ward Gottfried von
seinen Dienstmannen erschlagen, und sein Brudersohn Hemming schloß als-
bald Frieden, wonach die Eider fortan die Grenze beider Reiche bilden
sollte (810). Unter dem Schutze des Kaisers Karl und seines Sohnes
Ludwig begann jetzt zuerst in dem Lande südlich von der Eider das Christen-
thum sich auszubreiten. Schon war in Meldorf eine Kirche erbaut, jetzt er-
hoben sich andere in Heiligensted und Schenefeld. Drei Jahre lang predigte
unter den rauhen Holsaten (d. h. Holzsassen) Ebo, der Erzbischof von
Rheims, und erbaute auf einem ihm vom Kaiser geschenkten Landgute unter
dem Schutze der nahen Feste Esseveldoburg (Itzehoe) das erste Kloster,
Münsterdorf an der Stör. Während so in Nordalbingien die ersten Keime
des Christenthums gelegt wurden, blieb der Christenglaube in den Ländern
nördlich von der Eider (Aegisdör d. h. das Thor des Meeres) noch völlig
unbekannt. Doch schon lebte und wirkte im fernen Frankenlande ein
Mann, den Gott zum Apostel für die Heiden des Nordens ausersehen hatte.
Ansgar ward im Jahre 801 im nördlichen Frankreich geboren; da
er früh seine Mutter verlor, so ward er schon als fünfjähriger Knabe von
seinem Vater, einem vornehmen Franken, in die Schule des Klosters von
Corbie gebracht, wo der Abt Adelard, ein Neffe Karl's des Großen, ihn vor
allen anderen Knaben mit väterlicher Sorgfalt erzog. Hier sah er noch
den großen Karl in seiner Herrlichkeit; aber mehr als alles prägte sich der
plötzliche Tod des Kaisers in seine Seele ein und ließ ihn die Hinfällig-
keit aller irdischen Größe erkennen. Er floh alle wilden Knabenspiele, ward
still und ernst, und seine Gedanken beschäftigten sich Tag und Nacht nur
mit himmlischen Dingen. Es ergriff ihn bald die Ahnung, er sei von
Gott zu einem Heidenboten ausersehen, und oft erschien ihm in wunder-
baren Träumen seine heiße Sehnsucht erfüllt. Einmal war es ihm, als
wenn er der Erde entschwebte und vor den Thron Gottes geführt ward.
Dort stand er im Kreise der Seligen. Alle sangen himmlische Lieder zum
Preise des Herrn und schauten gegen Sonnenaufgang, wo ein strahlender
Lichtglanz den Thron Gottes einhüllte. Von den Aposteln geleitet, trat
er näher und hörte eine Stimme, die ihm zurief: Gehe hin und mit dem
Kranze des Märtyrers wirst du zu mir zurückkehren.
/
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Ansgar Apostel Karl_der_Große Karl Gottfried Karl Karl Gottfried Karl Karl Ludwig Ludwig Apostel Ansgar Adelard Karl Karl Gott
148
und begaben sich dann auf die Verfolgung. Diese Uebereilung sollte ihnen
theuer zu stehen kommen.
3. Wie sie auf dem Wülpensande kämpften.
Die Normannen waren indessen auf ihrer Rückfahrt an eine wüste und ein-
same Insel der Nordsee, den Wülpensand, gekommen, und da es ihnen nicht
einfiel, dasz sie von den Friesen noch eingeholt werden könnten, so beschlossen
sie, hier sich einige Tage von den Anstrengungen der Seereise auszuruhen. Aber
plötzlich erschienen die sie verfolgenden Könige. Ein grimmiger Kampferhub sich
um die Landung: die Friesen sprangen bis an die Achsel in’s Wasser, um das Ufer
zu gewinnen, aber vom Lande her flogen die Pfeile so dicht, als wenn Schnee-
flocken vom Sturme getrieben werden, und das Meer röthete sich vom Blute der
Verwundeten. Vor allen glänzten der kühne Wate und König Herwig durch
Tapferkeit hervor. Endlich erreichten sie das Ufer, indem sie die Nor-
mannen mehr und mehr zurückdrängten, aber die Nacht brach herein,
ehe die Feinde überwältigt waren. Da schlossen die Kämpfenden Waffen-
stillstand, und beide Heere lagerten die Nacht hindurch neben einander auf dem
Wülpensande.
Aber schon mit Tagesanbruch begann der' Kampf von neuem. Hin und
her wogte der Streit; bald waren die Normannen, bald die Friesen im Vortheil,
voran aber kämpften stets die Könige und ihre Haupthelden. Da stiesz Hettel
auf den alten Normannenkönig Ludwig, den Vater Hartmuts, und obwohl er an
riesigem Wuchs ihm nicht gleichkam, so sprang er doch unverzagt auf ihn ein,
um seinen Todfeind niederzuschlagen. Fürchterlich rasselten die Hiebe auf die
Helme und die Panzer der beiden : in ängstlicher Spannung sahen die Heere
auf den Zweikampf ihrer Führer und vergaszen fast der eigenen Arbeit. Endlich
aber erspähte Ludwig eine Blösze an seinem Gegner; sein Schwert drang tief
in Hettels Seite hinein und streckte ihn todt zu Boden. Da erhoben die Friesen
ein Wuthgeheul, und um ihren König zu rächen, stürmten sie mit unwidersteh-
licher Gewalt auf die Normannen ein. Vor allen tobte Wate, einem wüthenden
Eber vergleichbar; die Funken sprühten unter den unablässigen wuchtigen
Schlägen seines Schwertes. Wohl wurden die Normannen weiter zurückgedrängt,
aber auch dieser Tag brachte noch keine Entscheidung: bis tief in das Abend-
dunkel hinein kämpfte man, denn die Friesen wollten aus Zorn über den Fall
ihres Königs nichts von Waffenstillstand hören, und erst als der Sänger Horand
im Kampfgewühl statt eines Feindes seinen eigenen Neffen erschlagen hatte und
schmerzlich ausrief: „hier wird die Schlacht zum Mord“, erst da ward den Fein-
den für die Nacht Waffenruhe gewährt.
Wahrscheinlich würde nun der dritte Tag den Friesen völligen Sieg und
die Befreiung der entführten Jungfrauen gebracht haben; aber in der Nacht
schifften mit feiger List die Normannen sich ein und führten Gudrun und ihre Ge-
fährtinnen mit sich hinweg, indem sie drohten, sie zu ertränken, wenn sie einen
Laut von sich gäben. Am frühen Morgen gewahrten die Friesen den schänd-
lichen Betrug: Wate liesz laut sein Heerhorn erklingen, dasz man es meilenweit
hörte, und der junge Ortewin drängte, den Ausreiszern sofort nachzusetzen, aber
der kluge Frute prüfte Wind und Wellen und fand, dasz die Normannen schon
einen viel zu groszen Vorsprung gewonnen hätten, als dasz man sie noch ein-
holen könnte; in ihren befestigten Burgen aber die Feinde anzugreifen, seien
die Friesen viel zu sehr geschwächt. So muszten sie denn nach langer Be-
rathung den schweren Entschlusz fassen, unverrichteter Sache nach Hause zu
fahren und die Rache sowie die Befreiung der Entführten auf eine spätere Zeit
zu verschieben , wo die, welche jetzt noch im Knaben- und Jünglingsalter stän-
den , zu Männern herangewachsen wären. Vorher aber begruben sie mit lauter
Klage ihre Todten, und namentlich dem geliebten König Hettel schütteten sie
einen gewaltigen Grabhügel auf; auch den von den Normannen zurückgelassenen
Leichen erwiesen sie die letzte Ehre.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Gudrun
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sein Auge feurig und gebieterisch; er war aber auch weise, vorsichtig, er-
findungsreich, ein würdiger Nachfolger Karl's des Großen.
Zunächst stellte er im Süden Deutschlands, wo die Herzoge von
Schwaben und Baiern seine Wahl nicht anerkannt hatten, mit Gewalt
und Klugheit das Ansehen des Kaisers her. Dann aber wandte er alle
seine Aufmerksamkeit und Kraft auf die gefährlichsten Reichsfeinde, die
wilden und heidnischen Magyaren, die sich im heutigen Ungarn seit
30 bis 40 Jahren niedergelassen hatten und mit ihren räuberischen Streif-
zügen Deutschland fortwährend beunruhigten. Sie waren die schnellsten
Reiter, die man jemals gesehen hatte. Aber gerade darum konnte Heinrich
nicht daran denken, mit den ihm zu Gebote stehenden Mitteln diese Feinde
zu züchtigen: erst mußte das deutsche Heerwesen völlig geändert und ge-
bessert werden. Um also das Reich zu retten, nahm er den Schein der
Schande auf sich und bewilligte den Ungarn einen jährlichen Tribut, wo-
gegen sie sich zu einem neunjährigen Waffenstillstand verpflichteten. Aber
diese 9 Jahre benutzte er zu einer Rüstung, durch welche die Macht der
Ungarn für immer gebrochen werden sollte.
Vor allem sorgte er für die Erbauung fester Burgen und ließ die be-
deutenderen Dörfer mit Mauern und Wällen einschließen, um sie gegen
die Einbrüche der berittenen Feinde zu sichern. Zur Besatzung dieser
festen Plätze nahm er die freien Bauern, die somit des Reiches Bürger
wurden, und ließ sie sich üben, in Reihe und Glied zu kämpfen. So schuf
er ein Fußvolk, das auch im offenen Felde durch festen Zusammenschluß
und kunstreiche Bewegung im Stande war, den ungarischen Reitern die
Spitze zu bieten. Zugleich aber legte er durch diese Einrichtung den Grund
zu den Städten Deutschlands; denn indem er Märkte, Feste und öffent-
liche Versammlungen in die Mauern verlegte, entstand allmählich Wohlhaben-
heit und bürgerliche Betriebsamkeit darin, und das Handwerk blühte auf.
Ebenso bildete Heinrich aus dem Lehnsadel eine regelmäßige Reiterei.
Früher hatte jeder berittene Dienstmann in wilder Unordnung angegriffen,
jeder hatte gestrebt, der erste zu sein. Jetzt lehrte Heinrich sie aber, in ge-
schlossenen Reihen zu fechten, und da diese Ordnung sich nicht ohne strenge
Zucht durchführen ließ, so bestimmte er, daß jeder, um ordentlicher
Reiter oder Ritter zu werden, von unten auf dienen und als Knecht oder
Knappe eine gewisse Lehrzeit durchmachen solle. Für die ausgebildeten
Ritter führte er glänzende Waffenspiele, sogenannte Turniere, ein, wo
vor den Augen edler Frauen und Jungfrauen zu Roß gekämpft ward und
der Sieger aus den Händen der Zuschauerinnen einen Preis erhielt.
Dadurch ward das Ehrgefühl mächtig gefördert, und bald entstand so eine
allgemeine Gilde christlicher Ritterschaft, deren höchster Zweck war,
für Gott und für die wehrlosen Frauen zu streiten, alle unehrliche Lebens-
weise zu fliehen und dem Gebot der Ehre unbedingt zu folgen.
Während dieser Schöpfungen aber ließ Heinrich es auch nicht an
kriegerischem Ernste fehlen. Da die östlichen Nachbaren, die Slaven,
vielfach an den Raubzügen der Ungarn theilgenommen hatten, so brach er
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